Offener Brief vom 09.03.2020 an den Oberbürgermeister der Stadt Plauen

Unser Verein hat sich in den zurückliegenden Wochen intensiv an den Beratungen der Vorlagen in den Ausschüssen des Stadtrates beteiligt und diese verfolgt. Außerdem haben wir uns bereits mit den Schreiben vom 20.01.2019 sowie vom 18.11.2019 zum Standort sowie zu inhaltlich / konzeptionellen Fragen eines Informations- und Dokumentationszentrums (IDZ) geäußert und einen perspektivischen Neubau in der Melanchthonstraße begrüßt. In einem offenen Brief an den Oberbürgermeister ging unser Verein nun auf die zwei Standortvorschläge und ihre Unterschiede ein, was ihre Eignung und Kosten aufweisen. Wir veröffentlichen hiermit den offenen Brief:

Download: Brief an OB zum Standortvergleich, März 2020

Vereinsmitglieder befürworten einhellig Dokumentationszentrum am Tunnel

Der Verein Vogtland ’89, der das Andenken an die Ereignisse der Friedlichen Revolution im Vogtland pflegen und wachhalten will, hat in einer Mitgliederversammlung den Vorstand neu gewählt. Als Vorsitzender bestätigt wurde Manfred Sörgel. Dem Vorstand gehören außerdem als Stellvertreter Dirk Heinze, als Schatzmeister Rolf Schwanitz und als Beisitzer Diana Langguth, Gerd Naumann und Hansjoachim Weiß an, teilte dieser mit.

Der 2017 gegründete Verein freut sich, dass mit Diana Langguth ein junges Mitglied im Vorstand mitarbeitet, denn dessen Ziel sei ja, die Ereignisse von 1989 nicht nur zu bewahren, sondern an künftige Generationen weiterzugeben, so Weiß. die im Auftrag des Vereins von Tino Peisker hergestellte Filmdoku „Aufbrüche“ kann dazu in Schulen genutzt werden.

Einhellig befürwortet der Verein den Beschluss des Vorstandes, ein Informations- und Dokumentationszentrum der Friedlichen Revolution am Tunnel in Verbindung mit dem Neubau einer Touristinformation zu unterstützen. Anerkennung findet auch der Vorschlag, den mit dem Neubau entstehenden Bereich vor dem Wendedenkmal in Thomas-Küttler-Platz zu benennen. Den 2019 verstorbenen Ehrenbürger ehrten die Anwesenden zu Beginn in einer Schweigeminute ebenso wie die verstorbenen Gründungsmitglieder Eckhardt Scharf aus Oelsnitz und Hartmut Seidel aus Plauen.

Picknick ohne Grenzen – Aktion am 3. Oktober zur Ehrung von DDR-Flüchtlingen

Anlässlich des 30. Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 2020 ist ein „Picknick ohne Grenzen“ geplant. Im Zentrum stehen alle DDR-Bürger, die bis zum Sommer 1989 die DDR verlassen haben. Ziel des Treffens ist die Zusammenführung von Menschen, die sich im Rahmen ihrer Flucht kennen gelernt und wieder verloren haben. Eingeladen sind aber auch alle, die vor 1989 die DDR illegal verlassen haben oder wollten und inhaftiert wurden. Eingeladen ist auch, wer direkt oder indirekt Flüchtlinge unterstützt oder Fluchthilfe geleistet hat.

Zum Hintergrund

Viele Menschen, die sich während ihrer Flucht im Sommer 1989 begegnet sind, haben extreme Situationen und Abenteuer erlebt. Die Allermeisten haben untereinander den Kontakt verloren. Meist weil keiner wusste, unter welcher Adresse man später zu finden sein wird, oft aber auch, weil die ganze Situation traumatisch war und man im Westen einfach nur schnell sein neues, besseres Leben beginnen wollte. Schwermütige Erinnerungen passten da nicht rein.Am 19. August 1989 erreicht der Druck seinen Höhepunkt bei der bis dahin größten Massenflucht auf dem „Paneuropäischen Picknick“ an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Sopron. Historiker sehen in diesem Ereignis ein wesentliches Element, dass schließlich zum Fall der Mauer geführt hat. Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft e.V. soll eine Wanderausstellung entstehen, auf der Einzelschicksale exemplarisch den Zeitgeist von damals erlebbar machen sollen.

Die Initiatoren

Katrin Linke und Karsten Brensing sind im Sommer 1989 aus der DDR geflüchtet. Ihre Geschichte haben sie 2019 in dem Buch „Eine Liebe ohne
Grenzen – Unsere Flucht aus der DDR“ als erzählerisches Sachbuch im Lübbe Verlag veröffentlicht.

Kontakt

Picknickohnegrenzen@gmail.com
F: 0361/34196528
M: 0176/21918075

Nachruf auf Eckardt Scharf

Pressemitteilung 26 / 2019 vom 09.01.2020

Am Silvestertag, dem 31. Dezember 2019, verstarb Eckardt Scharf, Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Vogtland 89, im Alter von 65 Jahren. Das Engagement des gebürtigen Dresdners galt allem voran seiner vogtländischen Wahlheimat Oelsnitz. Als Stadt- und Kreisrat sowie als Geschäftsführer der Oelsnitzer Tourismus GmbH erhöhte Eckardt Scharf die Sichtbarkeit und die Außenwirkung der Großen Kreisstadt beachtlich.
Besonders am Herzen lag Eckardt Scharf die lebendige Vermittlung der deutschen Teilungsgeschichte. So setzte er sich im Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V. stark für dessen Vermittlungskonzept Leben am Eisernen Vorhang ein. Das sachsenweite Pilotprojekt richtet sich vorrangig an Jugendliche und Schüler, die Eckardt Scharf für die wichtige Aufgabe und Chance zu sensibilisieren versuchte, Geschichte aufzuarbeiten und zu verstehen. Mit Leidenschaft und Ideenreichtum setzte er dies in konkrete Projekte um. Nicht nur die Info-Tafeln entlang der ehemaligen Grenze, sondern auch die Publikationen des Förderkreises, die Grenztouren oder die Gespräche mit Zeitzeugen sind wichtige Belege für Eckardt Scharfs Arbeit.
Neben dem ebenfalls kürzlich verstorbenen Dr. Hartmut Seidel, dem früheren Mitglied und Sprecher der Gruppe der 20 in Plauen, gehörte auch Eckardt Scharf zu den Initiatoren des Vereins Vogtland 89, der auch die Vermittlung des Themas Leben am Eisernen Vorhang zum Ziel hat. Ein praktisches Beispiel hierfür ist die Wanderausstellung Grenzenloses Sächsisch-Bayrisches Städtenetz, die im Herbst 2019 in Zusammenarbeit zwischen dem Oelsnitzer Förderverein und Vogtland 89 sowie mit Unterstützung des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur entstand und besondere Schicksals- und Erinnerungsorte am Grünen Band vorstellt. Ein von Eckardt Scharf 2019 begonnenes Projekt konnte nicht vollendet werden. Gern unterstützt der Sächsische Landesbeauftragte das Projekt weiterhin und ermutigt den Freundes- und Förderkreis Julius-Mosen-Gymnasium Oelsnitz e. V., neuen Anlauf zu seiner Umsetzung zu nehmen.
Mit Eckardt Scharf verliert die kritische DDR-Aufarbeitung eine wichtige Stimme, einen engagierten Vermittler einer weltoffenen demokratischen Gesellschaft, im besten Sinne einen Macher und Mahner gegen das Vergessen. Der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur behält ihn und sein Wirken in ehrendem Gedenken. Nicht zuletzt wirkt Eckardt Scharfs Idee einer grenzüberschreitend lebendigen Erinnerung, Verständigung und Aufarbeitung deutsch-deutscher Geschichte fort, beim 24. Bundeskongress der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Folgen der kommunistischen Diktatur sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur mit den Verfolgtenverbänden und Aufarbeitungsinitiativen, der am 15. und 16. Mai 2020 in Plauen stattfinden wird.

Lutz Rathenow
Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Doku „Aufbrüche“ als Lehrmaterial an Schulen übergeben

Am 5. Dezember wurde der Dokumentarfilm „Aufbrüche“ zum letzten Mal in diesem Jahr bei einer öffentlichen Veranstaltung gezeigt. Diesmal in der Friedensschule Plauen vor Lehrern und Schülern, die wahrscheinlich die wichtigsten Adressaten dieses Films sind. Im Anschluss an die Filmvorführung und die Gespräche mit den Schülern übergab Manfred Soergel, der Vorsitzende des Vereins Vogtland 89 e.V,, gemeinsam mit dem Filmproduzent Tino Peisker und dem Landtagsabgeordneten Andreas Heinz ca.100 DVDs an die Fachberaterin für Geschichte, Sylvia Turger. 

Frau Turrger verteilte im Anschluss dieses Lehrmaterial an ihre Kollegen in den Oberschulen, Berufsschulen und Gymnasien des Region. Zum Teil wurden DVDs auch direkt vom Verein an die betreffenden Bildungseinrichtungen verschickt. Sollten Sie als Schulleiter oder Fachlehrer an einem Exemplar interessiert sein, und bisher keine DVD erhalten haben, so wenden Sie sich bitte per Email an den Verein.

Ab Januar wird der Film „Aufbrüche“ kostenfrei auf dieser Website verfügbar sein. Öffentliche Filmvorführungen sind im Jahr 2020 u.a. in Bad Elster und in Hof geplant.

Novelliertes SED-Unrechtsbereinigungsgesetz in Kraft

Am vergangenen Freitag, den 29.11.2019, trat nach Beschluss des Bundestages mit Zustimmung des Bundesrates das Gesetz zur Verbesserung rehabilitierungsrechtlicher Vorschriften für Opfer der politischen Verfolgung in der ehemaligen DDR und zur Änderung des Adoptionsermittlungsgesetzes in Kraft.

Vor allem die seit Jahren geforderte Aufhebung der Antragsfristen für die strafrechtliche, verwaltungsrechtliche und berufliche Rehabilitierung ist ein enorm wichtiger Schritt für die Anerkennung und die Aufarbeitung des vierzigjährigen, staatlichen DDR-Unrechts insgesamt. Zugleich macht die Entfristung im dreißigsten Jahr der Friedlichen Revolution deutlich, dass die Aufarbeitung von SED-Unrecht kein Verfallsdatum haben kann und der Gesetzgeber eine Wiedergutmachung auch in Zukunft ermöglichen möchte.

Erstmalig werden nun Verfolgungsschicksale in den Reha-Gesetzen mit finanziellen Aus-gleichsleistungen bedacht, die zuvor stets ausgenommen waren. So kommen neben den sogenannten Zersetzungsopfern auch ehemalige verfolgte Schüler bei einer dreijährigen Verfolgungszeit in den Genuss eines finanziellen Ausgleichs. Ebenfalls soll mit Änderungen im strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetz den spezifischen Schwierigkeiten begegnet werden, die sich bei der Aufklärung des Sachverhalts im Rehabilitierungsverfahren für ehemalige Heimkinder stellen. Sollte das Gericht zum Beispiel nicht feststellen können, dass die Anordnung der Unterbringung in einem Heim für Kinder oder Jugendliche der politischen Verfolgung oder sonst sachfremden Zwecken diente, soll das Gericht diese Tatsache nun zugunsten der Antragsteller für festgestellt erachten können.
Neben der Neuaufnahme von Opfergruppen, die auch Verfolgungstatbestände außerhalb von Gefängnissen würdigt, sehen die neuen gesetzlichen Regelungen ferner eine Erhöhung der Opferrente sowie der Ausgleichsleistungen für beruflich Verfolgte vor. Zudem wurde der Kreis der Anspruchsberechtigten für die Opferrente erweitert. Statt der bisher nötigen 180 Tage in politischer Haft, reichen nunmehr 90 Tage für den Erhalt der Rente.

Auch wenn die Novellierung der SED-Unrechtsbereinigungsgesetze nicht jeden Anspruch erfüllen kann und bestimmte Mängel, wie beispielsweise die Bedürftigkeitsprüfung bei der Opferrente oder die lange Verfolgungszeit als Voraussetzung für die berufliche Reha, nicht behoben wurden, trägt die deutliche Verbesserung doch dazu bei, die Folgen der SED-Diktatur zu lindern.

Weitere Informationen: https://www.landtag.sachsen.de