Grenzbahnhof Gutenfürst

Die Ortschaft Gutenfürst wurde 1418 erstmalig urkundlich erwähnt. Hier befand sich ein bedeutendes Rittergut, zu dem auch ein Vorwerk in der benachbarten Ortschaft Grobau sowie Häuser und Ländereien in Stöckigt, Krebes und Kemnitz gehörten. Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Leipzig – Plauen – Hof in den Jahren 1846-51 erhielt Gutenfürst einen Bahnhof. Mit der deutsch-deutschen Teilung wurde der Bahnhof zum Grenzbahnhof, der später zu einer Grenzübergangsstelle (GÜSt) ausgebaut wurde. Die Abwicklung des grenzüberschreitenden Verkehrs von Personen, Gepäck, Gütern und Expressgut erforderte viele Arbeitskräfte. Damit entwickelte sich auch der Ort Gutenfürst zu einem Zentrum der Grenzsicherung. Hier befanden sich nun eine Grenzkompanie, eine Zollstation sowie das Personal für die Passkontrolle (PKE). Nach dem Krieg war Gutenfürst vorerst Grenzbahnhof zwischen den Besatzungsmächten. Er unterstand bis 1952 der Sowjetischen Militäradministration. Danach wurde die Sicherung und Abfertigung des grenzüberschreitenden Bahnverkehrs von der Deutschen Grenzpolizei übernommen. Im Jahre 1954 begann man, über den Grenzbahnhof Gutenfürst den sogenannte Interzonenverkehr zwischen der DDR und der BRD aufzunehmen. Trotz eines damals relativ hohen Verkehrsaufkommens im Personen- und Güterverkehrs war der Bahnhof vorerst nicht übermäßig gesichert. Erst zwischen 1975 und 1980 wurde er festungsähnlich ausgebaut. Die bedeutendsten Maßnahmen waren der Bau einer Schaubrücke über alle Gleise, eine weiträumige Flutlichtanlage mit acht Masten sowie ein Stumpfgleis für den regionalen Zugverkehr in Richtung Plauen. Somit blieb der regionale Verkehr getrennt von der streng gesicherten Kontrollzone für den grenzüberschreitenden Verkehr. Insgesamt kostete der Ausbau des Grenzbahnhofes 16 Millionen DDR-Mark. Unmittelbar nach der Grenzöffnung am 9. November 1989 war der Zugverkehr chronisch überlastet, normalisierte sich aber bald wieder. Seit dem 1. Juli 1990 wurden keine Grenzkontrollen mehr durchgeführt. Danach sank die Bedeutung des Bahnhofes rapide. Heute halten am Bahnhof nur noch wenige Nahverkehrszüge der Vogtlandbahn und der Erfurter Bahn. Zur Erinnerung an den ehemaligen Grenzbahnhof Gutenfürst wurde an der Bahnhofstraße im Jahre 2015 im Rahmen des Projektes „Leben am Eisernen Vorhang“ durch den Freundes- und Förderkreis des Julius-Mosen-Gymnasiums Oelsnitz/ Vogtl. e.V. eine Steinstele errichtet.

Plauen erinnert an den Herbst 1989

Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit die Menschen im Osten Deutschlands mit ihrer Friedlichen Revolution die Mauer zu Fall brachten, die die beiden Teile Deutschlands trennte. Ein maßgebliches Kapitel in dieser Geschichte schrieb die vogtländische Stadt Plauen. Denn hier fand erstmals statt, was für die weitere Dynamik der Demonstrationen 1989 auf dem damaligen Gebiet der DDR wichtig war; hier fand die erste Demonstration statt, die friedlich ausging, und bei der die Staatsmacht kapitulierte und zurückwich.

Plauen hat erneut Großes vor: die Stadt bewirbt sich gemeinsam mit Leipzig für das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation. Dies ist ein großartiges Projekt, wo die Menschen forschen, miteinander ins Gespräch kommen, Kultur erleben, Zukunft gestalten, Vergangenheit erfahren und aufarbeiten können. Ein Teil der Vergangenheit ist dieser 7. Oktober 1989, der in Plauen jährlich als Tag der Demokratie mit einer Veranstaltung gefeiert wird. In diesem Jahr soll es eine besondere werden.

Oberbürgermeister Steffen Zenner lädt ein für den 7. Oktober 2022 um 18 Uhr

an die Bühne beim Wende-Denkmal („Kerze der Friedlichen Revolution“, Postplatz)

Anschließend folgt das traditionelle Kerzenanzünden am Südportal der Lutherkirche.

Grenzturm Heinersgrün

Ein unmenschliches Bauwerk – Grenzturm in Heinersgrün/Vogtland

Am 13. August 2022 jährt sich der Bau der Berliner Mauer zum 61. Mal. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, erinnert aus diesem Anlass an das Leid, das die deutsche Teilung für die Menschen in Ost und West brachte. Fast 30 Jahre lang teilte die Mauer Berlin und die beiden deutschen Staaten. Als Symbol von Unfreiheit prägte sie eine ganze Epoche. Generationen litten unter ihr und den Folgen der deutschen Teilung. An der Mauer zerbrachen berufliche Karrieren und Lebensträume, Freundschaften und Familien. Den Versuch, den Todesstreifen zu überwinden, bezahlten mindestens 140 Menschen mit dem Leben. Mittlerweile ist die Mauer Geschichte: die friedliche Revolution brachte sie zu Fall, genauso wie das Regime, das sie errichten ließ.

„Auch heute – mehr als drei Jahrzehnte später – bleibt es wichtig, die Erinnerung an die deutsche Teilung und deren Folgen wach zu halten, ihrer Opfer zu gedenken und das Moment der friedlichen Selbstermächtigung im Herbst ‘89 zu würdigen. Historische Bauwerke spielen hierbei eine große Rolle, denn sie sind die sichtbaren Zeichen einer vergangenen Epoche im Heute. Sie wecken Neugier, provozieren Fragen. Deshalb begrüße ich es sehr, dass einer der letzten Grenztürme in Sachsen im vogtländischen Heinersgrün baulich ertüchtigt wird und bald als öffentlich zugänglicher Erinnerungsort genutzt werden kann“, so Dr. Nancy Aris.

Direkt an der A 72 gelegen, passieren täglich tausende Autofahrer den ehemaligen Wachturm. Wer aus Leipzig, Chemnitz oder Dresden mit dem Auto in Richtung Bayern unterwegs ist, dem ist der graue Grenzturm sicher schon einmal aufgefallen. Ab Frühjahr 2023 wird es möglich sein, ihn zu besichtigen. Er wird dann als Außenstelle des Deutsch-Deutschen Museums in Mödlareuth betrieben werden.

Statement des Vereins zur Standortentscheidung in Plauen

Der Verein Vogtland 89 e.V. hält die Entscheidung des Plauener Stadtrats für ein Informations- und Dokumentationszentrum im ehemaligen Brandschutzamt für falsch und enttäuschend.

Leider hat der Stadtrat sich für eine touristisch unattraktive, kaum zu finanzierende Variante entschieden, deren Standort darüber hinaus nicht am Ort der damaligen Demonstrationen liegt. Gute Sachargumente wurden bei der Entscheidung an die Seite gedrängt. Stattdessen entwickelte sich im Laufe der Zeit die Diskussion zunehmend zum Gegenstand eines vorgezogenen OB-Wahlkampfes. Es ist zu befürchten, dass die überteuerte Museumsvariante den Sparauflagen ganz zum Opfer fällt. Deren Befürworter hätten dann hoch gepokert, am Ende aber alles verloren. Die jetzt getroffene, inhaltlich noch nicht untersetzte Entscheidung stellt die Befürworter der musealen Variante deshalb vor eine große Aufgabe, von der zu hoffen ist, dass sie gelingt.

Viele bekannte Persönlichkeiten der Stadt haben sich mit Statements zu Wort gemeldet und damit deutlich gemacht, wie wichtig ihnen dieses Thema ist.

Dennoch wird der Verein Vogtland 89 e.V. gegen diesen Standortbeschluss des Plauener Stadtrates kein Bürgerbegehren initiieren. Ein solches Begehren müsste bis Mitte Februar mehr als 3.200 gültige Unterschriften erhalten. Das ist nach unserer Auffassung unter den Corona-bedingten Versammlungs- und Kontaktbeschränkungen nicht erreichbar. Wir akzeptieren deshalb den Stadtratsbeschluss, auch wenn wir ihn für falsch halten.

Unser Verein wird sich nach dem Erfolg des Films „Aufbrüche“ zukünftig weiter verstärkt der Vermittlungsarbeit widmen. Darüber hinaus werden bereits begonnene Projekte, wie unser Zeitstrahl, auf unserer Vereinswebseite www.vogtland89.de weitergeführt und ausgebaut. Dafür und auch für neue Formate, insbesondere auch unter Corona-Bedingungen, haben wir sowohl die Unterstützung des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur als auch unserer Vereinsmitglieder.

Wendepfarrer zu Besuch in Klingenthal

Ein Beitrag von Helmut Schlangstedt, 2011

Klingenthal gehörte vor 20 Jahren zu den ersten Orten, in denen sich Widerstand gegen die sozialistische Staatsmacht formierte. Am 13. Oktober 1989, nachdem in Plauen am 7. Oktober und in Leipzig am 9. Oktober Großdemonstrationen stattgefunden hatten, kam es hier zum ersten Aufbegehren. Zur Erinnerung fand am Freitag in der Rundkirche ein Gedenkgottesdienst statt.

Einer der Aktivisten der ersten Stunden war Frank Meinel aus dem Erzgebirge, 1986 bis 1993 Pfarrer der Rundkirche. Schon lange vor der Wende formierte sich hier leiser Widerstand. „Die Leute trafen sich zu Bibel- und Gesprächskreisen und zu Friedensgebeten“, erinnert sich der 49-Jährige. „Beim Studium meiner Stasi-Akte, die einen halben Meter hoch war, erfuhr ich, dass drei hauptamtliche und zwölf inoffizielle Mitarbeiter auf mich angesetzt waren“, berichtet er und ergänzt, dass er sogar zur Internierung in ein Lager vorgesehen war.

Am 13. Oktober 1989 zur ersten Demo mit rund 300 Teilnehmern befand er sich gerade auf der Rückreise von seinem Urlaub. Aus diesem Grund öffnete Pfarrer Christoph Neuhof aus Brunndöbra die Rundkirche, wo sich die Teilnehmer des Protestzuges versammelten. Eine Woche später, am 20. Oktober, waren es 2500 Teilnehmer, die die Kirche gar nicht fassen konnte. An diesem Tag traten unter Meinels Moderation Redner auf, was die draußen Gebliebenen über Lautsprecher verfolgen konnten.

Der 20. Oktober war die Geburtsstunde des „Runden Tisches“ in Klingenthal. Neben Pfarrer Meinel als Gesprächsleiter nahmen daran auch Frau Dr. Stephan und Dr. Günter Kunzmann teil. „Es war ein komisches Gefühl, plötzlich mit den Genossen der oberen Charge auf gleicher Augenhöhe zu sprechen“, sagt Meinel, dessen schwierigste Aufgabe am 5. Dezember anstand, als er mit einem halben Dutzend vom Bürgerkomitee das Stasi-Gebäude in der Kirchstraße betrat. Als ob man sie schon erwartet hätte, waren 14 Beamte plus Chef anwesend – die Akten nicht mehr. Beeindruckt und bedrückt war Meinel von der Waffenkammer im Keller mit Maschinengewehren, Pistolen, Handgranaten, Panzerfäusten und zwei Gasbehältern mit russischer Aufschrift. Die Waffen wurden einige Tage später von der Volkspolizei abgeholt.

Höhepunkt der Klingenthaler Demos war der 4. November mit rund 8000 Teilnehmern, die sich nach dem Marsch auf dem Markt versammelten. Nach der Maueröffnung am 9. November ebbte das Interesse ab. Meinel war später Initiator für die Übernahme des Kindergartens in der Kirchstraße in die Trägerschaft der evangelischen Kirche. Nach den ersten freien Wahlen zog er sich von der politischen Bühne zurück.

Im Gedenkgottesdienst, an dessen Vorbereitung Barbara Pfeiffer vom Zwotaer Pfarramt wesentlichen Anteil hat, wurden interessante Fotodokumente der Klingenthaler Wende auf eine Leinwand projiziert. Pfarrer Meinel sprach davon, wie ihn und seine Familie die damalige Zeit geprägt habe und warum sie ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Rückblickend, so sagt er, würde er heute alles wieder genauso machen, wobei das Ganze für ihn etwas mit dem Glauben zu tun hat. Gott habe die Menschen behütet, und die Kirche war für sie seinerzeit ein bergender Raum. 1993 verließ er aus familiären Gründen Klingenthal und folgte gleichzeitig einem Ruf des Landesbischofs nach Schneeberg.

Quelle: Vogtland-Anzeiger vom 01.06.2011
Mit freundlicher Genehmigung der Vogtland-Anzeiger Betriebs-GmbH & Co. KG
www.vogtland-anzeiger.de

Deutsch-Deutsches Museum Mödlareuth

Das Museum Mödlareuth versteht sich als Museumsprojekt zur Geschichte der deutschen Teilung. Zeitgleich mit der Errichtung eines Freigeländes von 1991 bis 1994 wurde mit dem Aufbau einer »musealen Infrastruktur« in Form von Verwaltung, Archiv, Bibliothek und Depots begonnen. Die Erweiterung der bestehenden Depotbereiche erfolgte in den Jahren 1997/98 durch den Neubau eines Kfz-Depots. In den Jahren 1999 bis 2003 wurden durch Umbau- und Sanierungsmaßnahmen zwei Film-/Vortragsräume, ein Sonderausstellungsraum sowie eine Infothek und ein Museumsshop geschaffen. (Besuchergruppe im Freigelände des Deutsch-Deutschen Museums, Foto: Dirk Heinze)

Mödlareuth – das einst geteilte Dorf

Die Amerikaner nannten es »Little Berlin«, dieses Dorf am Ende der Welt, das ebenso wie sein großer Bruder zum Symbol der deutschen Teilung wurde. In Mödlareuth gab es eine Mauer, aber keinen Checkpoint. Über 37 Jahre lang war es auf legale Weise nicht möglich, die Grenze zu überschreiten, um von den einen in den anderen Ortsteil zu gelangen. Hier war Sperrgebiet auf der einen und Besucherandrang auf der anderen Seite. Hier war es verboten, von Ost nach West zu winken oder zu grüßen.

Eine Grenze mitten durch ein kleines Dorf – die Ursachen liegen in Mödlareuth schon Jahrhunderte zurück. Im Jahre 1810 wurden entlang des Tannbaches neue Grenzsteine gesetzt. Die eingemeißelten Initialen »KB« (Königreich Bayern) auf der westlichen, »FR« (Fürstentum Reuß) auf der östlichen Seite dokumentieren noch heute die Zugehörigkeit Mödlareuths zu verschiedenen Landesherren.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges ging der Westteil Mödlareuths in den neu gegründeten Freistaat Bayern, der Ostteil in das Land Thüringen über. Der Tannbach als Grenzverlauf blieb aber weiterhin bestehen, als reine Verwaltungsgrenze, die das Alltagsleben der Mödlareuther kaum beeinträchtigte.

Heute befindet sich hier das Deutsch-Deutsche Museum, das jährlich etwa 90.000 Besucher mit der Geschichte der deutschen Teilung auf anschauliche Weise vertraut macht. Der Verein Vogtland 89 e.V. kooperiert mit dem Museum.

Wendedenkmal Plauen

Im Herzen der Stadt, am Ort der Großdemonstrationen von 1989, steht das Denkmal für die Friedliche Revolution in Plauen. Eine stilisierte, in der Dunkelheit beleuchtete Kerze aus Bronze. Entwurf und Ausfertigung von Peter Luban. Eingeweiht am 7.10.2010. Finanziert ausschließlich durch die Bürgerschaft von Plauen als anderenorts nur über Einheits- und Revolutionsdenkmäler gestritten wurde oder vergleichbare Projekte gescheitert waren. Auch deshalb im wahrsten Sinne des Wortes ein Bürgerdenkmal.

Elstertalbrücke bei Pirk

Elstertalbrücke mit Stele zur Fertigstellung der Autobahnbrücke am 6.9.1993. Der Brückenbau begann 1938 – es wurden hier Granitblöcke aus dem KZ-Flossenbürg verbaut. 1940 wurde der Brückenbau kriegsbedingt stillgelegt. Dieser Zustand änderte sich auch in der DDR-Zeit nicht. An einer Autobahnverbindung in Richtung Westen war der damaligen Staatspartei SED nicht gelegen. In der DDR-Zeit wurde die unvollendete Brücke mit ihren bereits errichteten Rundbögen deshalb für viele Vogtländer zu einem Symbol der deutschen Teilung. 1993 wurde die Eröffnung des Bauwerks deshalb unter großer öffentlicher Anteilnahme gefeiert.